Isabelle Hartmann
Bild der Batcam, wie sie auf einem Puppenkopf sitzt.

12 000 Euro für eine Brille

Die Gründer posieren für ein Portrait. Isabelle Hartmann
Haben die Batcam mitentwickelt: Die Teammitglieder Robin Eistetter (links) und Antonius Luy.

Die Batcam ist eine Brille, die blinden Menschen hilft, Hindernisse am Boden zu erkennen. Entwickelt haben sie Studierende im Rahmen der ARRTI-Challenge am KIT. Und auch in diesem Jahr winken wieder 12 000 Euro Preisgeld und viel Unterstützung für die Weiterentwicklung der eigenen Idee.

Die Brillenbügel vibrieren leicht links und rechts neben den Ohren. Plötzlich vibriert der linke Bügel stärker. „Da muss links von mir etwas sein, in rund einem Meter Entfernung“, sagt Robin Eistetter und setzt den Prototyp der Brille ab. Tatsächlich. Links von ihm, rund zwei Schritte entfernt, befindet sich ein Stehtisch.

Der Elektrotechnik-Student am KIT hat mit vier Mitstreiterinnen und Mitstreitern die „Batcam“ entworfen. Die Brille ermöglicht blinden Menschen die Ortung von Hindernissen oberhalb des Bodens – da wo ein Gehstock nicht mehr hilft und laut Untersuchungen 88 Prozent der Kollisionen passieren.

3D-Kameras erkennen den Seitenspiegel

Wie  das geht? Zwei kleine Kameras, die vorne angebracht sind, filmen die Umgebung in 3D. Aus der Bildtiefe kalkuliert der Algorithmus der Batcam die ungefähre Distanz zu den Gegenständen. Wenn beispielsweise ein Seitenspiegel, ein Ast oder eben ein ausladender Stehtisch nur noch drei Meter oder weniger entfernt ist, vibrieren die vier Mini-Motoren der Brille: je näher, desto stärker, passend zur Seite auf der sich der Gegenstand befindet. Es funktioniert also in etwa wie die Echoortung, die Fledermäuse beim Fliegen nutzen – nur mit Bildern statt mit Schallwellen.

Damit unterscheide sich die Batcam von den anderen Brillen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung, so Robin. Diese „sehen“ zwar ein Hindernis und nennen es für die Tragenden, melden aber nicht wie weit es entfernt ist und auf welcher Seite es sich befindet.

Noch steckt die Technik der Batcam teilweise in einem Kasten, der wie eine Stirnlampe am Hinterkopf befestigt ist. „Aber bald können wir in die Fertigung eines dritten Prototyps gehen und alles in die Bügel packen. Dann wird die Batcam wie eine übliche Brille mit etwas dickeren Bügeln aussehen“, sagt Teammitglied Antonius Luy, der am KIT Maschinenbau studiert.

Mit Start-up-Ideen die Welt verbessern

Niemand im Batcam-Team hat eine Sehbehinderung. Die Idee für die Brille kam im Rahmen des Student Innovation Lab und wurde dann für die KIT Sustainable Innovation Challenge 2022 weiterentwickelt. Der Innovationswettbewerb sucht jedes Jahr nach Ideen von Start-ups, um die Welt zu verbessern.

Wer gewinnt, erhält ein Preisgeld sowie Mentoring, Teamcoaching und die Bereitstellung eines großen Netzwerks innerhalb und außerhalb des KIT. „Zu spüren, dass man eine solche Hilfen im Rücken hat, motiviert enorm“, sagt Robin.

Das hat Folgen: Im Februar hat das Batcam-Team den landesweiten Wettbewerb Start-up BW ASAP gewonnen. In zwei bis drei Jahren soll die Sehhilfe dann als Betaversion auf den Markt kommen.

Mehr Infos zur KIT Sustainable Innovation Challenge 2023
Die KIT Sustainable Innovation Challenge 2023 ist nun offen! Studentische Teams und Einzelpersonen des KIT, die eine sinnstiftende Start-up Idee haben, dürfen diese bis zum 21. Juni 2023 einreichen.
Weitere Infos und Teilnahmebedingungen gibt es hier.

Text: Isabelle Hartmann
Fotos: Isabelle Hartmann

6.4.2023