Bewerbt euch zu viel! – Oder auch: Jeder kann Stipendium
Bei dem Wort „Stipendium“ denken Viele an gute Noten, soziales Engagement und etwas für sie Unerreichbares. Dabei gibt es viele Wege, um bei der Bewerbung erfolgreich sein. Zwei Beispiele dafür sind Miriam Goetze und Hauke Großmann. Beide studieren am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und erhalten momentan ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volks, dem ältesten Begabtenförderungswerk Deutschlands. Wir haben uns mit Ihnen darüber unterhalten.
Für Beide war von Anfang an klar, dass sie mit Stipendium studieren wollen. Die Auswahlverfahren sind geprägt von Gesprächen, Interviews und Diskussionen. Besonders Letzteres hat Miriam Goetze viel Spaß gemacht: „Ich fand den Austausch mit den anderen Bewerberinnen und Bewerbern super interessant.“ Beiden war es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Bewerbungsphase im ersten Moment schlimmer wirkt, als sie am Ende ist.
Einer der wohl größten Irrtümer ist es, dass nur Studierende mit einem top Durchschnitt die Möglichkeit auf ein Stipendium haben. „Im Grunde wollen Stiftungen junge Menschen unterstützen, die etwas in der Gesellschaft bewegen wollen“, so Miriam Goetze. Besonders Erstakademiker werden inzwischen verstärkt gesucht und entsprechend gefördert. Hier findet ihr eine Liste und mehr Infos speziell dazu. Auch dass man seine gesamte Freizeit für wohltätige Zwecke aufwenden muss, stimme so nicht. „Vielen ist gar nicht klar, was sie schon alles in ihrer Freizeit machen“, meint Miriam. Auch die Tatsache, sein geliebtes Hobby verstärkt verfolgt zu haben, kann reichen. Man muss also weder ein absoluter Überflieger sein, noch seine ganze freie Zeit für soziales Engagement aufwenden.
Die Stipendien besitzen auch einen ideellen Wert. Dieser fällt auf verschiedene Weise aus, häufig aber besteht er darin, neue Dinge zu erlernen oder in einen Austausch mit anderen zu treten. So ermöglichen viele Institutionen z.B. einen Auslandsaufenthalt oder bieten Seminare an.
Für Hauke Großmann ist das Stipendium eine große Bereicherung. Sein Studentenleben wurde durch viele besondere Ereignisse zum Positiven verändert. An seinem Maschinenbau-Studium hingegen änderte sich nicht viel. Die Förderung ist nicht da „um Leistung zu pushen“, wie er es selbst ausgedrückt hat. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten bekommen zwar Vertrauenspersonen aus der Fakultät zur Seite gestellt, diese sind aber nicht für fachliche Hilfe da.
Alles, was man zusätzlich für die Stiftung macht, ist freiwillig. Selten gibt es Verpflichtungen. Hauke Großmann empfindet das Stipendium als „ein Geschenk und keine Verpflichtung.“ Er hat sichtlich Spaß daran, Botschafter zu sein. Miriam Goetze hingegen möchte etwas zurückgeben, sie will, dass „die Stiftung auch was von mir hat. Die Freiwilligkeit und die Möglichkeiten, sich auszuprobieren, sind super cool.“
Wenig überraschend also, dass beide dazu raten, sich zu bewerben. Viel zu verlieren gibt es nicht. „Natürlich ist eine Absage enttäuschend, aber gleichzeitig kann man dabei sehr viel lernen“, so Miriam Goetze. Hauke Großmann bringt es so auf den Punkt: „Ich würde immer dazu raten, sich zu viel zu bewerben. Im schlimmsten Fall kommt ein überraschend positives Ergebnis dabei raus.“ Solltet ihr euch nun für ein Stipendium interessieren, findet ihr bei der Zentralen Studienberatung am KIT weitere Informationen dazu.
Text: Hannah Schroeder
Fotos: Amadeus Bramsiepe, Anne Cordts, KIT
03.02.2022