Die Lückenfüller
Sie prägt unsere Zivilisation, doch im Schulunterricht ist Technik meistens nur ein Mauerblümchen. Das noch junge Fach Naturwissenschaft und Technik (NwT) ist angetreten, die Lücke zwischen Schulstoff und Technikverständnis zu schließen. Mit dabei ist das KIT: Als eine von vier baden-württembergischen Universitäten hat es den Lehramtsstudiengang NwT im Angebot.
Rückblickend mutet es weitsichtig an, wie Baden-Württemberg seinerzeit, als wohlgemerkt einziges Bundesland, NwT zum naturwissenschaftlichen Profilfach an Gymnasien gemacht hat. Das war 2007/08. Fünfzehn Jahre später stellt der Fachkräftemangel im MINT-Bereich die Zukunft ganzer Branchen in Frage. Wie erreicht man die möglichen Fachkräfte von morgen, damit sich dieses Blatt wieder zum Besseren wendet?
Am KIT kann man es lernen: Im kleinen, dynamischen Studiengang NwT werden angehende Lehrkräfte befähigt, Zugänge zum weiten Feld des Technischen zu öffnen, Interesse, gar Begeisterung zu wecken und bereits in der Mittelstufe berufliche Orientierung zu geben.
Interdisziplinarität ist Trumpf
Der Studiengang – den es mit Abschluss Bachelor und Master of Education gibt – umfasst neben den Grundlagen der klassischen Naturwissenschaften einen breiten Querschnitt ingenieurwissenschaftlicher Grundlagen. Am KIT reicht der vom Maschinenbau bis zur Elektrotechnik, vom Bau- und Bio-Ingenieurwesen bis zur Technikfolgenabschätzung. Spezifischer Didaktik-Input verbindet dabei das Fachwissenschaftliche mit seiner Vermittlung im schulischen Alltag.
Gespeist wird das Ganze von nicht weniger als sieben der elf KIT-Fakultäten, zusammengehalten wird es am Zentrum für Lehrerbildung des House of Competence. Interdisziplinarität plus die ganze Breite der Technikwissenschaften – wenn man dem Studiengang „Naturwissenschaft und Technik“ am KIT ein Alleinstellungsmerkmal verpassen wollte, wäre es dies.
Wie ist es, NwT zu studieren und zu unterrichten? Wir haben zwei Studierende und einen Absolventen gefragt.
„Coole Lehramtsstudierende, nice Projekte“
NwT zu studieren ist äußerst abwechslungsreich – man bekommt Einblick in die verschiedensten Natur- und Technikwissenschaften, aber auch in die ingenieurmäßigen Arbeitsweisen. Zugleich ist es sehr praxisorientiert: Mal sammelt man Insekten im Wald, mal baut man Roboter. Für NwT am KIT sprechen die super Atmosphäre, coole Lehramtsstudierende und nice Projekte. Der Studiengang und die Studierbarkeit werden ständig verbessert, und die Studierenden werden ernst genommen.
Zudem sind die Wege kurz – alle Ingenieurwissenschaften sind zum Beispiel auf einem Campus. Darüber hinaus gefällt mir, dass das Fach NwT selbst nie stillsteht: Gestern gesägt, heute lasergecuttet, morgen 3D-gedruckt.
„Viel freier als in anderen Fächern“
NwT und Biologie gehörten schon in der Schule zu meinen Lieblingsfächern. An NwT begeistert mich, dass man sowohl als Schülerin wie als Lehrerin viel freier als in anderen Fächern arbeiten kann, eigene Projekte umsetzt und dabei auch mit eigenen Händen etwas erschaffen kann. NwT ist eins der wenigen Fächer, in denen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, nicht nur Inhalte mitzunehmen, sondern auch in ihrer Persönlichkeit zu wachsen, indem sie in selbst geführten Projekten etwas über Teamarbeit, Verantwortung und Eigeninitiative lernen.
„Mit meiner Technikaffinität habe ich mich in dem Fach sofort wohlgefühlt“
Als ich ins Lehramtsstudium eingestiegen bin, wusste ich gar nicht, dass es NwT überhaupt gibt – im Praxissemester habe ich zum ersten Mal davon gehört. Mit meiner Technikaffinität habe ich mich in dem Fach dann sofort wohlgefühlt. Ein paar Jahre später, im Referendariat, habe ich in NwT mal den Microcontroller Arduino zum Thema gemacht. Zwei Schülerinnen erklärten mir felsenfest: „Wir haben keine Ahnung davon, Sie müssen sich nicht bemühen, uns das beizubringen.“ Der Rest der Klasse hat eigenständig mit der Lernhilfe weitergearbeitet und ich habe mich zu den beiden gesetzt. Nach zehn Minuten haben sie ihre erste LED zum Blinken gebracht. Sie waren fassungslos, dass sie das hinbekommen haben. Von da an haben sie sich in jeder weiteren Stunde aktiv und mit Freude an der Sache beteiligt. Das war großartig.