HoC/ZML, KIT
Zwei junge Frauen tauschen sich aus, während eine von ihnen eine Filmkamera hält. Im Hintergrund stehen ein Laptop, ein Mikrofon und ein beschriebenes Whiteboard.

Mathe lehren mit Escape Games

Frontalunterricht? Geht gar nicht! Mit 360°-Videos, Escape Games oder Lehr-Lern-Formate kann Schule mittlerweile interaktiver sein. Am KIT können Lehramtsstudierende lernen, wie man digitale Werkzeuge sinnvoll für den Unterricht einsetzen kann.

„Ich habe es mir geschworen: Ich will nie eine langweilige Lehrerin werden!“, Laura Jänner lacht, wenn sie ihr hehres Ziel nennt, meint es aber ernst. Frontalunterricht hatte die heute 25-Jährige als Kind zu oft, das ist für sie eine Horrorvorstellung. Als die angehende Deutsch- und Ethiklehrerin also hörte, dass sie am KIT im Rahmen des Projekts digiMINT lernen konnte, wie sie digitale Tools in der Klasse einsetzen kann, meldete sie sich an: „Wenn etwas in einer Schule digitalisiert wird, dann wird die Tafel gegen einen Smartboard ersetzt, aber die Lehrkräfte wissen in der Regel nicht, welche neue Möglichkeiten damit einhergehen und können diese daher nicht nutzen. Das ist doch schade!“

Neue Ideen spinnen für mehr Spaß am Lernen

digiMINT ist 2020 am Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) gestartet, um die Digitalisierung der Lehrkräfteausbildung voranzutreiben, neue Ideen zu spinnen und diese am Ende in Lehrveranstaltungen des Lehramtsstudiums sowie in Schulklassen zu testen und zu bewerten.

Zum Ende des Projekts, am 31. Dezember 2023, ist das Ziel erreicht: Rund 170 Lehramtsstudierende haben um die 70 Unterrichtseinheiten konzipiert, erprobt und evaluiert, mit einem Fokus auf den MINT-Fächern. Mit dabei sind beispielsweise 360°-Videos für den Sportunterricht, um Bewegungen besser zu verstehen, oder Lehr-Lern-Videos, in denen Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse etwas erklären.

Das eine Zaubertool gibt es nicht

Eine Vielfalt, die André Kurzeja begeistert. Der 27-Jährige studiert Geografie und Naturwissenschaft und Technik im Lehramt und hat ein Seminar für Mitstudierende mitentwickelt. Es ging darum, praktisch zu zeigen und testen, wie man welche digitalen Werkzeuge im naturwissenschaftlichen Unterricht einsetzen kann.

Sein Fazit: „Es gibt kein Zaubertool, das für alle Unterrichtseinheiten passt, und auch keins, das komplett Quatsch ist. Man kann sich für jede Schulstunde den digitalen Input herauspicken, den man braucht.“ So sei ein Escape Room-Spiel, in dem Schülerinnen und Schüler eine Mathe-Aufgabe unter Zeitdruck lösen müssen, zwar toll für die Motivation der Klasse, in der Vorbereitung und Durchführung jedoch sehr zeitaufwendig.

Laura Jänner interessiert sich deswegen besonders für einfachere Werkzeuge, wie Abfrage-Tools auf dem Tablet. Interessant sei daran, dass jedes Kind in seinem Tempo eine Aufgabe mache und nicht nur die schnellen Kinder eine Antwort geben könnten, wie es oft im Klassenraum der Fall: „So bekommen am Ende alle einen Punkt gutgeschrieben. Und wenn sie sich damit, Übung für Übung, ihren eigenen Spielavatar erarbeiten können, ist es doch witziger als ab und zu ein Sternchen für eine Grammatikaufgabe im Klassenheft zu erhalten.“

Die Angebote von digiMINT bleiben erhalten

Wichtig beim Einsatz von Videos und Co sei aber, das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, erinnert Professor Alexander Woll, Gesamtleiter des Projekts digiMINT und wissenschaftlicher Leiter des ZLB: „Ein guter digital gestützter Unterricht nutzt die neuen Werkzeuge, um das Lernen und Erklären zu verbessern. Digitalisierung soll kein Selbstzweck sein!“

Dies werden Lehramtsstudierende auch in den nächsten Jahren am KIT erproben können. Denn viele Angebote von digiMINT gehen nun ins „normale“ Lehramtsstudium über. So bleibt unter anderem das neu gegründete Digital Learning Lab erhalten. In dieser realen und virtuellen Lernumgebung können Studierende eigenständig Hard- und Software für ihre Projekte nutzen.

Isabelle Hartmann, 14.12.2023

Portraitfoto von André Kurzeja Privat
Es komme darauf an, sich das jeweils passende Tool herauszusuchen, sagt André Kurzeja, der als Student ein Seminar mitentwickelt hat.