EWB Karlsruhe: Die Kraft nachhaltiger Projekte
Vor 20 Jahren begann eine kleine Gruppe von Studierenden am KIT, Ingenieurprojekte mit lokalen Partnerorganisationen umzusetzen. Heute ist Engineers Without Borders Karlsruhe mit rund 200 Mitgliedern und fast 40 realisierten Projekten eine feste Größe der studentischen Entwicklungszusammenarbeit.
Die Wurzeln von Engineers Without Borders (EWB) Karlsruhe reichen ins Jahr 2003 zurück, als sich Studierende des Instituts für Hydromechanik am KIT entschieden, mit einer Gemeinde in Sri Lanka zusammenzuarbeiten, deren Brunnen nach dem Bau eines Stausees ausgetrocknet waren. Spätestens nach der Tsunami-Katastrophe 2004, als sie Spenden sammelten und Hilfsgüter organisierten, wurde klar: Die Studierenden wollten ihr Engagement langfristig strukturieren und ausweiten, EWB Karlsruhe wurde gegründet.
Damit die Projekte der Hochschulgruppe langfristig erfolgreich sind, haben die Studierenden einen detaillierten Projektleitfaden erarbeitet, der die Standards und den zeitlichen Ablauf festlegt. Dabei geht es aber nicht nur um technische Lösungen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Projekte nur erfolgreich sein können, wenn die Wünsche der Menschen vor Ort wirklich im Fokus stehen. Dies versuchen wir durch einen engen Austausch mit lokalen Initiativen sicherzustellen“, so der Vorstandsvorsitzende von EWB Karlsruhe, Felix Louven. Die Studierenden engagieren sich nicht nur in der technischen Planung, sondern auch im Fundraising, der gesellschaftlichen Arbeit und der Projektkoordination.
Hydroélectricité Idjwi: Verlässliche Partner auf Augenhöhe
Ein Beispiel: das Projekt „Hydroélectricité Idjwi“ auf der Insel Idjwi im Kivusee in der Demokratischen Republik Kongo. Ohne Anschluss ans Stromnetz des Festlandes stellte die Energieversorgung eine große Herausforderung dar. Zusammen mit der Organisation PROLASA errichtete EWB Karlsruhe ein Kleinwasserkraftwerk. Nach dem Baubeginn 2018 folgte 2023 der Ausbau auf 85 kW Leistung. Trotz der erschwerten Bedingungen durch die Corona-Pandemie und politischer Instabilität blieb dank der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den lokalen Fachkräften vor Ort der Fortschritt möglich.
„Gerade in schwierigen Phasen konnten wir stets auf das Wissen und die Verlässlichkeit unserer Partnerorganisation bauen. Diese vertrauensvolle und respektvolle Zusammenarbeit war eine der prägendsten Erfahrungen, die ich aus meiner Zeit in der Entwicklungszusammenarbeit mitnehme“, sagt Lena Richau, die vor Ort als Teammitglied mitwirkte und seit Juni 2024 zweite Vorsitzende von EWB Karlsruhe ist.
Fußgängerbrücke in Pitigoda: Zugang zu Feldern erleichtert
Ein früheres Projekt führte im Jahr 2013 nach Pitigoda in Sri Lanka. Dort baute die Gruppe mit den Menschen vor Ort eine 43 Meter lange Fußgängerbrücke über einen Bach, um landwirtschaftlich genutzte Flächen leichter zugänglich zu machen. Die ländliche Lage erschwerte den Bau – viele Arbeiten erfolgten in Handarbeit. „Es war beeindruckend, was mit einfachen Mitteln möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen“, erinnert sich Teammitglied Mussie Kidane. Für ihn war die Teamarbeit in einem vielfältigen Umfeld besonders prägend.
Iyolwa, Uganda: Schule und Wasser für 1 000 Kinder
Von 2015 bis 2021 unterstützte EWB Karlsruhe in Iyolwa, Uganda, den Aufbau eines Internats für rund 1 000 Kinder – viele davon Waisen. Vor Ort fehlten weiterführende Schulen und sauberes Trinkwasser. Gemeinsam mit der Organisation FOSTER wurden Sanitäreinrichtungen, eine Krankenstation sowie zwei Wasseraufbereitungsanlagen, die ganzjährig Trinkwasser bereitstellen, realisiert.
„Echte Zusammenarbeit entsteht nicht am Schreibtisch in Karlsruhe, sondern im Dialog auf Augenhöhe vor Ort“, reflektiert Projektleiter Tim Wöldecke. „Anfangs trafen wir Entscheidungen zu sehr aus technischer Sicht. Die Trockentrenntoiletten beispielsweise waren zwar sinnvoll gedacht, aber im Alltag unpraktisch. Im Laufe der Zusammenarbeit wuchs nicht nur gegenseitiges Verständnis, sondern auch eine Schule, die heute zu den besten drei Prozent in Uganda zählt.“
Technische Lösungen für eine nachhaltige Zukunft
Auch künftig will EWB Karlsruhe technische Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung bieten. Innovation, Wandel und das Engagement neuer Mitglieder stehen dabei im Fokus. „Durch die Mitarbeit bei EWB setzen sich unsere Mitglieder intensiv mit globalen Herausforderungen, sozialen Ungleichheiten und den eigenen Denk- und Handlungsmustern auseinander – eine Erfahrung, die persönlich prägt und gesellschaftlich relevant ist. Wir wollen noch mehr Studierende für dieses Engagement begeistern“, erklärt Lena.
Maximilian Ferber, 24.04.2025
20 Jahre EWB Karlsruhe – Mitfeiern am 9. Mai!
Engineers Without Borders Karlsruhe feiert sein 20-jähriges Bestehen und lädt zum Jubiläumsevent auf dem Campus Süd ein.
Weitere Infos zum Event und zur Anmeldung gibt’s auf der Website von EWB