Markus Breig, KIT
Bild einer Wiese, die blüht.

Gute Frage: Warum ist Biodiversität für uns Menschen wichtig?

Dass wir die Biodiversität schützen müssen, wurde bereits in vielen wissenschaftlichen Studien belegt. Auch beim gerade stattfindenden Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen in Montreal geht es darum, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schützen und die Biodiversität zu erhalten. Aber warum ist diese eigentlich so wichtig für uns Menschen? Das haben wir Ökosystemforscherin Almut Arneth gefragt.

Frau Arneth, warum ist Biodiversität wichtig für uns Menschen und warum müssen wir sie schützen?

Biodiversität – also die Vielfalt an Genen, Organismen und Ökosystemen – ist schlichtweg die Grundlage, die das Überleben des Menschen auf der Erde sichert. Nicht nur unsere Ernährung, Kleidung, Baumaterialien, Qualität des Trinkwassers und die Luftqualität hängen direkt von Arten und Ressourcen im Wasser und auf dem Land ab. Ökosysteme wie Wälder, Savannen, Grasländer, Mangroven oder Seegraswiesen entnehmen außerdem jedes Jahr der Atmosphäre wieder rund 50 Prozent des emittierten CO2. Biodiversität mindert daher auch ganz essenziell den Klimawandel. Und letztlich finden wir in artenreichen Ökosystemen Entspannung sowie mentale und physische Gesundheit.

Man könnte auch versuchen, den Wert der Biodiversität in Geld umzurechnen: Die gesamten Ökosystemleistungen, die von Biodiversität und Ökosystemen abhängen, wurden auf etwa 125 Billionen US-Dollar geschätzt. Allein die jährlichen Ernteerträge, die von Bestäubern abhängen, beziffern sich auf 235 bis 570 Milliarden US-Dollar. Diese Zahlen sind enorm, stellen aber nur eine einzige und sehr westlich kapitalistische Weltsicht dar. Mit gleicher Berechtigung könnten wir uns auch schlicht die Frage stellen, welches Recht wir als Menschen denn eigentlich haben, andere Arten auszulöschen.

Insgesamt gibt es weltweit mehr als 50 unterschiedliche, kulturell geprägte Ansätze, mit denen Biodiversität wertgeschätzt wird. Unabhängig davon, welche man vertritt, ist es aber klar, dass wir mit dem weiteren Verlust von Biodiversität schlichtweg dabei sind, unsere Lebensgrundlage zu untergraben.

Ihr habt auch eine „Gute Frage“ zu einem Forschungsthema? Dann schickt sie gerne an clicKIT-Magazin∂sek.kit.edu und wir versuchen, die richtige Person am KIT zu finden, um sie zu beantworten.

 

Zur Person:
Almut Arneth forscht seit 2012 am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung des KIT und ist Professorin am Institut für Geographie und Geoökologie des KIT. Seit 2016 ist sie Sprecherin des Topics Ökosysteme des KIT-Zentrums Klima und Umwelt. 2022 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), den höchstdotierten Forschungspreis in Deutschland. Zudem war sie leitende Autorin des Kapitels „Klimawandelminderung” im Tagungsbericht zu Biodiversität und Klimawandel unter gemeinsamer Schirmherrschaft des Weltklimarats (IPCC) und Weltdiversitätsrats (IPBES) sowie koordinierende Leitautorin des IPCC-Sonderberichts zu Klimawandel und Land.

Almut Arneth posiert für ein Portrait. Markus Breig, KIT

Text: Almut Arneth, Sandra Wiebe
Fotos: Markus Breig, KIT

8.12.2022