Sascha Schäfer, KIT
Die fünf Mitglieder des Teams "Evercell" sitzen in einem Büro um das von ihnen entwickelte Produkt herum.

Selber machen: Wenn Studierende Produkte entwickeln

Ein eigenes Produkt entwickeln, das tatsächlich in der Industrie genutzt wird – genau das passiert jedes Jahr in der Lehrveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“ (IP) am KIT. Studierende erarbeiten gemeinsam mit Unternehmen innovative Lösungen für reale Herausforderungen.

Theorie trifft auf Praxis – und das mit einem hohen Anspruch. Seit 1997 gibt es am KIT die Master-Lehrveranstaltung Integrierte Produktentwicklung (IP), in der Studierende reale Produktentwicklungsprozesse von der ersten Idee bis zum physischen Prototyp zu erleben. Die Aufgabenstellung bleibt bis zum Kick-off geheim, erst dann erfahren die Teilnehmenden, mit welchem Unternehmen sie zusammenarbeiten werden. In diesem Jahr war es HILTI, ein weltweit tätiger Spezialist für Bautechnik.

„Ladeinfrastruktur der Zukunft für die Baustelle“ war dann auch das übergeordnete Thema des Projekts, in dem sechs Gruppen spezifische Probleme innerhalb dieses Rahmens lösen sollten. Eine davon, Team Evercell, entwickelte eine besonders relevante Lösung – mit Erfolg: Ihr Prototyp überzeugte den diesjährigen Unternehmenspartner so sehr, dass er ihn direkt nach der Abschlussveranstaltung ins Entwicklungszentrum mitnahm.

Fünf Monate Zeit

Doch bis es soweit war, mussten die Teams in nur wenigen Monaten eine funktionsfähige Lösung entwickeln. „Ich wollte unbedingt dabei sein, weil es eine einmalige Chance ist, schon im Studium echte Praxiserfahrung zu sammeln“, erzählt Maschinenbau-Student Albert Kleinschmidt. „Man lernt nicht nur methodische Ansätze, sondern wendet sie direkt in einem realen Entwicklungsprojekt an.“

Los ging es im Oktober mit einer Fahrt ins Ungewisse. „Wir wurden um 5:30 Uhr in einen Bus gesetzt und wussten nicht, wohin es geht“, erinnert sich Moritz Ballreich. „Irgendwann war klar: Wir bleiben in Süddeutschland. Das Ziel: HILTI in Kaufering. Dort wurde die Grundlage gelegt, auf der die Teams dann die kommenden fünf Monate intensiv zusammenarbeiteten.“

Enger Austausch und Coaching

Nach einer Analysephase, Ideenfindung und ersten Konzepten ging es in die konkrete Produktentwicklung. Die Herausforderung: eine Ladeinfrastruktur für Baustellen zu entwickeln, die mit dem steigenden Bedarf an Batterien auf Baustellen Schritt halten kann. Dabei wurden die Teams nicht nur von Coaches des IPEK – Institut für Produktentwicklung am KIT begleitet, sondern standen auch in engem Austausch mit den Fachleuten von HILTI.

„Die Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten war unglaublich wertvoll“, berichtet Moritz. „Wir hatten wöchentliche Meetings mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren bei HILTI, konnten unsere Ideen diskutieren und direkt Feedback bekommen. Das hat uns enorm weitergebracht.“ Auch Julian Grützner fand die interdisziplinäre Zusammenarbeit spannend: „Als einziger Wirtschaftsingenieur habe ich im Team mit Maschinenbauern gearbeitet – das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Fachrichtungen zusammenzubringen.“

Ein Produkt mit Zukunft

Ein Projekt dieser Größenordnung bleibt nicht ohne Herausforderungen. „Es gab Phasen, in denen wir echt ans Limit gegangen sind“, gibt Moritz offen zu. „Gerade als unsere Lieblingsidee von HILTI nicht ausgewählt wurde, war das ein harter Moment. Aber genau das gehört dazu – zu lernen, dass man mit Entscheidungen von externen Partnern umgehen muss.“ Gregor Götz hebt die Teamorganisation als Schlüsselfaktor hervor: „Uns wurde schnell klar, wie wichtig eine strukturierte Teamorganisation ist. Jeder hatte eine klare Rolle, und das war auch nötig. Verantwortung übernehmen, Deadlines einhalten und effektiv kommunizieren – all das war essenziell, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.“

Der krönende Abschluss

Auch abseits der technischen Herausforderungen gab es besondere Momente. „Ein Highlight war unser Kaminabend mit Professor Albers“, erinnert sich Moritz. „Er hat Anekdoten aus seinem Leben als Produktentwickler erzählt. Das war unglaublich inspirierend.“ Am Ende hat sich die harte Arbeit gelohnt. Auf der Abschlussveranstaltung präsentierten die Studierenden ihre Lösungen vor einem Fachpublikum. Und dann kam die Überraschung: HILTI nahm den Prototyp des Teams noch am selben Abend mit nach Kaufering – ein klares Zeichen dafür, dass die erarbeitete Lösung echtes Potenzial hat.

Patrick Blum beschreibt den Moment als eine Mischung aus Stolz und Erleichterung: „Dass unser Prototyp gleich mitgenommen wurde, war eine unglaubliche Bestätigung unserer Arbeit. Es zeigt, dass wir wirklich etwas Relevantes entwickelt haben.“

Ariane Lindemann, 13.3.2025

Warum du dabei sein solltest

Das IP-Projekt ist mehr als nur eine Vorlesung – es ist ein echtes Innovationslabor. Studierende erleben hautnah, wie Produktentwicklung in der Industrie funktioniert.

 

Wer sich für die nächste Runde bewerben möchte, kann sich ab Juni 2025 für die Infoveranstaltung anmelden. Alle Infos gibt es auf der  Website des IPEK. Vielleicht seid ihr nächstes Jahr das Team, das mit einer guten Idee den Weg in die Industrie ebnet!