Besim Manzhiqi
Ein Kind malt mit einem Pinsel gelbe Farbe auf die Hand einer Frau.

Studierende machen Kinder stark

Studierende des KIT engagieren sich im Mentoringprogramm „Balu und Du“ und begleiten ein Jahr lang Grundschulkinder. Dabei helfen sie den Kindern, ihre Fähigkeiten zu entfalten. Im Vordergrund steht dabei der Spaß, doch die gemeinsamen Aktivitäten wie Ausflüge in den Zoo oder den Botanischen Garten fördern auch das Lernen – von den gemeinsamen Unternehmungen profitieren daher beide Seiten.

Aleksandra studiert Bauingenieurwesen am KIT und geht mit ihrer achtjährigen „Mogli“ gerne in den Zoo: Wenn die Schülerin dort Infotafeln vorliest, macht ihr das Lesenüben mehr Spaß. Luisas „Mogli“ interessiert sich für Pflanzen. Seit der Grundschüler sich traue, mit ihr Ausflüge beispielsweise in den Botanischen Garten zu unternehmen, könne sie seine Weiterentwicklung beobachten, erzählt die angehende Bauingenieurin: „Das ist schön zu sehen!“

Die Studierenden des KIT engagieren sich im Mentoringprogramm „Balu und Du“: Junge Erwachsene (Balus) begleiten ein Jahr lang Grundschulkinder (Moglis), die Unterstützung für ihre Entwicklung brauchen. Ziel ist auch, soziale oder sprachliche Fähigkeiten zu fördern oder schwierige familiäre Verhältnisse auszugleichen. Einmal wöchentlich treffen sich die Tandems zum Fußball spielen, im Kino oder zum Kochen. Vor allem Spaß soll es machen – „informelles Lernen“ heißt das Zauberwort.

„Es geht darum, Lernsituationen zu schaffen, die emotional positiv besetzt sind“, erklärt Ina Scholl vom „Studium Generale. Forum Wissenschaft und Gesellschaft (FORUM)“ des KIT. Sie koordiniert die Teilnahme des KIT am bundesweiten Mentoringprogramm des Kölner Vereins „Balu und Du“, der mit verschiedenen Trägern zusammenarbeitet. Schon die Aufmerksamkeit, die gezielte Unterstützung ihrer Interessen und das wachsende Vertrauensverhältnis gäben den Kindern einen Entwicklungsschub, erzählt Scholl. „Das zeigt auch die wissenschaftliche Evaluation.“

Denn seit Beginn lässt der Verein sein Programm wissenschaftlich begleiten, unter anderem durch Langzeitstudien. Die Ergebnisse belegen, dass die Kinder im Jahr des Mentoringprogramms an Selbstbewusstsein gewinnen und sich sowohl ihre Schulleistungen als auch ihre Alltagskompetenzen verbessern. Auch steigt nachweislich ihre Chance auf eine Gymnasialempfehlung. „So trägt das Mentoring unmittelbar zu mehr Chancengleichheit bei“, sagt Scholl.

Ein Jahr, das Spuren hinterlässt

Bis zu 24 Studierende aller Fachrichtungen starten jeden Sommer am KIT als Mentorinnen und Mentoren. Scholl und ihr Team begleiten sie beratend, vom Auswahlprozess bis zum Abschlussbericht. Voraussetzung sind gute Deutschkenntnisse und Freude am Umgang mit Kindern. Zum Pflichtprogramm gehören – abgesehen von den Treffen mit den Kindern – die Pflege eines Online-Tagebuchs und die Teilnahme am Begleitseminar, das alle zwei Wochen stattfindet. Dort werden pädagogische, psychosoziale und kommunikationstheoretische Themen besprochen, unter anderem geht es um Bindungstheorie, Kommunikation mit Kindern oder Resilienz. „Zudem sind die Treffen für den Austausch der Balus untereinander wichtig“, so Scholl.

Auch die Studierenden profitieren von dem Perspektivwechsel: Gerade, wenn unterschiedliche Welten aufeinanderträfen, könne man viel voneinander lernen, berichten Teilnehmende des laufenden Kurses. Manche engagieren sich für die eigene Entwicklung, andere für mehr Bildungsgerechtigkeit oder, weil sie Kindern Chancen geben wollen, die sie einst selbst bekamen. „Man kann dabei zusehen, wie beide Seiten im Lauf des Jahres wachsen“, erzählt die Programmkoordinatorin. Das freut sie genauso wie die Tatsache, dass die gemeinsame Zeit Spuren hinterlässt: Viele Balus kommen später noch zu Ehemaligen-Treffen des FORUM. Und manchmal wird aus einem Tandem eine Freundschaft fürs Leben. „Eine Absolventin brachte nach zehn Jahren ihre Schülerin mit, inzwischen eine 17-jährige Abiturientin – das hat mich sehr berührt.“

Ein Mentor und sein Schützling sitzen auf einer Bank. Jan Voth
Gemeinsame Ausflüge von Balus und Moglis gehören zum Programm. Von der gemeinsamen Zeit profitieren beide.

Mitmachen bei „Balu und Du“
Das FORUM des KIT vermittelt jährlich 24 Studierende aller Fachrichtungen und unterstützt diese im Begleitseminar und beratend. Pro Semester können bis zu drei Leistungspunkte erworben werden. Start ist im Sommersemester.

Die Anmeldung für 2025 noch bis 1. Februar auf der FORUM-Website möglich

aka, 16.01.2025