Weihnachtszauber in der Chemie
Chemie ist mehr als nur Atommodelle und Oxidationszahlen. Sie ist die Faszination für die Umwandlung von Stoffen, die seit Jahrhunderten die Menschen in ihren Bann zieht. Damit Studierende den Spaß am Fach nicht verlieren, hält Professor Peter Roesky vom Institut für Anorganische Chemie regelmäßig eine Weihnachtsvorlesung mit spektakulären Versuchen.
Schon klar, Weihnachten ist vorbei, und während wir versuchen, die Folgen des übermäßigen Plätzchenkonsums wieder ungeschehen und ungesehen zu machen, wirkt ein Artikel über chemischen Weihnachtszauber etwas verspätet. Andererseits: Wer kann bei einem explodierenden Weihnachtsmann schon ‚Nein‘ sagen? Jedes Jahr zur Weihnachtszeit verwandelt sich der Hörsaal der Chemie am KIT in eine Bühne für spektakuläre Experimente: Peter Roesky führt die traditionelle Weihnachtsvorlesung durch. „Ich mache es für die Studierenden. Ich mache gerne Lehre“, betont Roesky. Die Weihnachtsvorlesung ist jedoch keine gewöhnliche Vorlesung, denn statt trockener Theorie gibt es hier knallende, brennende und stinkende Experimente zu sehen. „Am wichtigsten ist mir, den Spaß an der Chemie weiterzugeben“, erklärt Roesky seine Motivation.
Explosionen und Entertainment
Die Versuche sind reine Show-Experimente, die didaktisch keine Relevanz haben, aber dafür umso mehr unterhalten. „Der Entertainment-Faktor steht im Vordergrund“, so Roesky weiter. Dabei drehte sich Ende letzten Jahres alles um den Weihnachtsmann: „Finden Sie nicht auch, dass man sich den Weihnachtsmann sparen kann, da er nur an Weihnachten arbeitet?“, eröffnete Roesky die Vorlesung. Mit vielen Explosionen und dazugehörigem Rauch und Knall wurden Schokoladen- und Styroporweihnachtsmänner in die Luft gejagt, angezündet und aufgelöst. Daneben „bastelte“ Roesky einige Weihnachtsgeschenke, erzeugte auf ungewöhnlichen Wegen Weihnachtbeleuchtung, etwa mit einer Gurke, kochte das Weihnachtsmenü und brannte final den Weihnachtsbaum ab.
Emma und Sarah, Chemie-Studierende im ersten Semester, waren begeistert. „Die Vorlesung war unglaublich unterhaltsam. Es hat so viel Spaß gemacht, dabei zu sein“, sagt Emma. Sarah fügt hinzu: „Die Weihnachtsvorlesung hat mir gezeigt, wie spannend Chemie sein kann. Es war eine tolle Abwechslung zu den sonst so trockenen Vorlesungen.“ Besonders gefiel den beiden, dass alle Sinne angesprochen wurden, erzählt Emma: „Am Anfang war der Hörsaal komplett abgedunkelt, nur Reagenzien haben geleuchtet.“ Auch Sarah war beeindruckt: „Ich wusste gar nicht, dass man auf so viele Art und Weisen Feuer legen kann.“

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

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Weihnachten ist Tradition und Teamwork
Hinter den Kulissen arbeitet Roesky mit sechs Personen an der Vorbereitung der Weihnachtsvorlesung. Während der Chemie-Professor sich um die Konzeption und Auswahl neuer Experimente kümmert, übernimmt ein Team die technische Vorbereitung. „Die Techniker brauchen zwei Tage zum Aufbau, es ist sehr aufwendig“, berichtet Roesky. Doch das sei es wert, denn besonders für Erstsemester, die oft mit arbeitsintensiven Vorlesungen konfrontiert seien, sei die Weihnachtsvorlesung eine willkommene Abwechslung, so Roesky: „Ich möchte den Studierenden ein bisschen Spaß vermitteln. Das Leben ist ernst genug.“
Die Tradition der Weihnachtsvorlesung reicht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert gab es solche Show-Vorlesungen, die speziell für Erstsemester gedacht waren. „Es ist eine etablierte Tradition, die ich gerne weiterführe“, so Roesky. Auch beim nächsten Mal werden er und sein Team die Erstsemester wieder verzaubern: „Ich freue mich schon darauf! Vielleicht gibt es eine leuchtende Mandarine zu sehen…“
Maximilian Ferber, 30.1.2025