Tsvetina Petrova
Maznikov posiert vor Bäumen für ein Portrait.

„Das Studienerlebnis ist für mich erst vollständig, wenn man sich sozial engagiert“

Wie man Ehrenamt und Studium unter einen Hut bringen kann, weiß Zafir Maznikov – er ist für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen aus Bulgarien ans KIT gekommen und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Hochschulgruppen und als Tutor. Dafür hat er den DAAD-Preis erhalten. Mit uns sprach er über seine Erfahrungen und gab Tipps, um selbst ehrenamtlich aktiv zu werden.

Wie hat sich deine ehrenamtliche Tätigkeit während des Studiums entwickelt?

Am Anfang meines Studiums war ich eher weniger aktiv. Zuerst habe ich mich hauptsächlich bei der Hochschulgruppe linkit engagiert. Gleichzeitig habe ich vom Akademischen Verein „Kyrill und Method“ erfahren, einer Hochschulgruppe für bulgarische Studierende. Ich habe mich dort zunehmend eingebracht und am Ende den Vorstandsvorsitz übernommen. Das ehrenamtliche Engagement hat sich bei mir mit der Zeit einfach Stück für Stück weiterentwickelt.

Wie hast du es geschafft, dein Studium mit deinem sozialen Engagement in Einklang zu bringen?

Ich empfehle jedem, sich in den ersten Semestern auf das Studium zu konzentrieren und erst später mit aktivem Ehrenamt anzufangen. Gerade am Anfang muss man sich erst an der Uni einleben, da vieles neu ist und man sich erst mal eine Grundlage schaffen sollte. Sobald man sich dann gut in der Uni auskennt, kann man sich auch besser ehrenamtlich engagieren und ein Gleichgewicht finden, bei dem die akademische Leistung stabil gut bleibt.

Welche Herausforderungen hast du dabei erlebt und wie bist du damit umgegangen?

Schwierigkeiten lassen sich nie ganz vermeiden, auch nicht bei ehrenamtlichen Tätigkeiten. Das Wichtigste ist, dass man nicht aufgibt, sondern selbst die Initiative ergreift, um das Problem zu lösen. Dafür ist ausreichend Zeit für das Engagement erforderlich. Man kann auch andere um Hilfe bitten, die sich damit schon auskennen oder das schon mal gemacht haben. Meiner Erfahrung nach helfen die meisten Leute sehr gerne.

Und wie hat sich das alles auf deine persönliche Entwicklung ausgewirkt?

Das Ehrenamt bietet die Chance, viele neue Leute kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen, die für die Zukunft wichtig sein können. Man trifft Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen mit verschiedenen Funktionen. Das sind nicht nur Personen aus den Hochschulgruppen, sondern auch verschiedene Ansprechpartnerinnen und -partner an der Uni, in der Stadt Karlsruhe sowie in Firmen. Man begegnet auch anderen Interessen und Leuten mit anderen Ansichten. Dies beeinflusst einen selbst und man entwickelt sich persönlich weiter.

Kannst du uns von einem besonders prägenden Erlebnis oder Projekt erzählen?

Sehr prägend war die Organisation eines Konzerts für 300 Besucherinnen und Besucher und etwa 50 Teilnehmende. Ein Konzert zu organisieren ist sehr zeitintensiv. Man muss dafür viele Gespräche führen, einen geeigneten Ort finden, Geld und Sponsoren auftreiben, Teilnehmende und natürlich Publikum gewinnen, damit das Konzert zustande kommen kann. Es ist sowohl spannend als auch wertvoll, auf beiden Seiten der Kulisse gewesen zu sein.

Wie hat dein soziales Engagement deine Perspektive auf dein Studium und deine Zukunft beeinflusst?

Zuallererst möchte ich noch einmal betonen, dass das Studium immer an erster Stelle stehen sollte. Trotzdem finde ich es wichtig, sich nicht nur auf das Studium zu beschränken, sondern sich auch in seiner Freizeit zu engagieren. Für mich ist das Studienerlebnis erst vollständig, wenn man sich engagiert, zum Beispiel in Hochschulgruppen. Diese Aktivitäten sind für mich bisher unterm Strich bereichernd gewesen.

Was würdest du anderen Studierenden empfehlen, die sich für ehrenamtliche Arbeit interessieren, aber nicht sicher sind, wo sie anfangen sollen?

Meine Empfehlung ist, sich zu informieren. Es gibt sehr viele Hochschulgruppen in Karlsruhe, die aktive Mitglieder suchen. Da sollte für fast jedes Interesse etwas dabei sein. Man muss schauen, was einen interessiert und was einem Spaß macht. Es sollte den eigenen Interessen entsprechen, damit es einem wirklich etwas bringt und man bereit ist, Zeit zu investieren. Zeitmanagement ist im Studium sehr wichtig, vor allem wenn man in einer Hochschulgruppe aktiv ist. Man muss sich seine Zeit gut einteilen und wissen, wie viel Engagement man für die Hochschulgruppe aufbringen kann, damit das Studium nicht darunter leidet.

Wie können Universitäten deiner Meinung nach das soziale Engagement ihrer Studierenden besser unterstützen und fördern?

Die Universitäten könnten das soziale Engagement der Studierenden fördern, indem sie mehr Raumangebote für die Hochschulgruppen schaffen. Wenn die Hochschulgruppen feste Räume hätten, in denen sie sich jede Woche treffen, könnten sie mehr potenzielle Mitglieder empfangen, die einfach mal aus Interesse vorbeischauen möchten. Damit sich die Hochschulgruppen das leisten können, sollten die Räume bezahlbar sein, am besten sogar umsonst. Ich finde, das wäre eine gute Möglichkeit, die Studierenden bei ihrem sozialen Engagement zu unterstützen.

DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an den deutschen Hochschulen

Für sein soziales Engagement hat Zafir Maznikov 2023 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) den Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an den deutschen Hochschulen erhalten. Geehrt wurden seine sehr guten akademischen Leistungen und sein ehrenamtliches Engagement. Der DAAD-Preis soll dazu beitragen, den internationalen Studierenden an deutschen Hochschulen Gesichter zu geben und sie mit Geschichten zu verbinden.

Sabine Fodi, 15.8.2024