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Ein Bleistift liegt auf einem Papier mit wirtschaftlichen Inhalten.

Gute Frage: Kann die Wirtschaft immer weiterwachsen?

Wachstum gilt als Motor unserer Wirtschaft und als unverzichtbar für gesellschaftlichen Wohlstand. Angestoßen durch den Club of Rome werden seit den 1970er-Jahren auch die Grenzen diskutiert. Heute stehen Fragen zu Ressourcenknappheit und Klimawandel stärker im Fokus denn je – ist Wirtschaftswachstum überhaupt weiterhin möglich? Professor Johannes Brumm erklärt, wohin der Weg gehen könnte.

Herr Brumm, kann die Wirtschaft immer weiterwachsen?

Unter Wirtschaftswachstum versteht man das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also des Werts der jährlich produzierten Waren und Dienstleistungen, gemessen in inflationsbereinigten Marktpreisen. Wachstum entsteht nicht nur durch mehr Quantität, sondern auch durch Qualitätssteigerungen und neue Produkte. Hochwertigere Autos, etwa mit Elektro- statt Verbrennungsmotoren, bedeuten mehr BIP. Ebenso mehr Dienstleistungen, zum Beispiel in Kitas, oder neue Dienstleistungen, etwa durch KI.

Die Auswirkungen der verschiedenen Arten von Wachstum auf Umwelt und Gesellschaft sind höchst unterschiedlich. Manche sind durch Ressourcenknappheit begrenzt, andere nicht. Die Wirtschaft kann zwar immer weiterwachsen, aber nicht einfach so wie in der Vergangenheit. Insbesondere der Klimawandel fordert uns heraus, umzusteuern. Einige Länder haben bereits eine sogenannte absolute Entkoppelung von BIP und CO2-Emissionen vollzogen. In Deutschland etwa wuchs das BIP seit 2000 um über 25 Prozent, die Emissionen fielen hingegen um mehr als 25 Prozent.

Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir jedoch Netto-Null-Emissionen erreichen und dazu ist ein fundamentaler Wandel der Art und Herstellungsweise der Produkte, die wir konsumieren, nötig. Damit dies gelingt, müssen die Wachstumskräfte der Marktwirtschaft in die richtige Richtung gelenkt werden, durch politische Rahmenbedingungen wie Emissionshandel sowie wissenschaftliche und unternehmerische Innovationen, etwa in der Batterietechnologie. Ich hoffe, dass Absolventinnen und Absolventen des KIT in all diesen Bereichen wichtige Beiträge leisten werden und ich in 25 Jahren, wenn ich emeritiert werde, sagen kann: Wir sind auf bestem Wege aus der Klimakrise herauszuwachsen.

Ihr habt auch eine „Gute Frage“ zu einem Forschungsthema? Dann schickt sie gerne an clicKIT-Magazin∂sts.kit.edu.

 

Johannes Brumm posiert für ein Portrait. Sabine Kristan
Der Makroökonom Johannes Brumm erklärt, ob und wie Wirtschaftswachstum zukünftig möglich sein könnte.

Zur Person
Professor Johannes Brumm erforscht am Institut für Volkswirtschaftslehre des KIT makroökonomische Zusammenhänge. Makroökonomik betrachtet die Wirtschaft als Ganzes und nimmt dabei Entwicklungen wie den Konjunkturverlauf, Inflation, Arbeitslosigkeit oder das Wirtschaftswachstum in den Blick. Der Wirtschaftswissenschaftler entwickelt numerische Methoden zur Modellierung solcher Entwicklungen und untersucht damit die Wirkung politischer Maßnahmen.