Amadeus Bramsiepe, KIT
Bild eines silbernen Autos.

Gute Frage: Wann müssen wir endlich nicht mehr selbst fahren?

Autonomes Fahren ist eine Schlüsselkompetenz des Automobilbaus. Sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch die Automobilindustrie erhoffen sich hierdurch zukünftig eine höhere Verkehrssicherheit. Professor Christoph Stiller ist Leiter des Instituts für Mess- und Regelungstechnik des KIT und forscht zum autonomen Fahren.

Herr Stiller, was ist autonomes Fahren und wann müssen wir endlich nicht mehr selbst fahren?

Autonomes Fahren wird durch die Society of Automotive Engineers in sechs Stufen definiert. Das beginnt bei Stufe 0 mit dem rein manuellen Fahren und entwickelt sich in den Stufen 1 und 2 zu assistiertem Fahren weiter. Wichtig bei den Stufen 1 und 2 ist, dass der Mensch dort zwar durch die Technik in der Fahraufgabe unterstützt wird, aber immer die Verantwortung behält.

Spannend wird es dann ab Stufe 3. Da darf die Fahrerin oder der Fahrer, wenn das automatische System eingeschaltet ist, eine Nebenaufgabe ausführen. Das Fahrzeug fährt selbst und auch die Verantwortung liegt entsprechend nicht mehr beim Menschen, sondern beim Fahrzeughersteller. Wenn das Auto ihn durch ein Signal dazu auffordert, muss die oder der Fahrende allerdings seine Nebentätigkeit beenden und in angemessener Zeit die Fahraufgabe übernehmen. In Stufe 4 muss der Mensch nicht mehr übernahmebereit sein. Solche Systeme werden als Robotaxis in Städten beispielsweise in den USA oder in China zu einigen Hunderten eingesetzt. Stufe 5 definiert automatisches Fahren überall und immer. Eine solche Funktion gibt es derzeit noch nicht, stellt aber das Ziel der Forschung dar.

Chistoph Stiller sitzt lächelnd hinter dem Steuer eines Autos. Patrick Langer, KIT
Christoph Stiller, hier in einem Testfahrzeug, glaubt, dass Mittelklassewagen in fünf bis zehn Jahren soweit sind, dass sie auf der Autobahn nicht mehr von einem Menschen gesteuert werden müssen.

Automatisches Fahren lässt sich als Evolution beschreiben. Ich glaube, dass wir in rund fünf bis zehn Jahren in einem Mittelklassefahrzeug auf Autobahnen nicht mehr fahren müssen, wenn wir anderes tun möchten. Auf dem Weg dahin wird es viele kleine Schritte geben, die immer mehr Autonomie erlauben. Bis ein Auto wirklich sicher in allen Fahrsituationen und bei jeder Witterung beliebige Strecken automatisch und unüberwacht fahren kann, wird aber noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen.

Ihr habt auch eine „Gute Frage“ zu einem Forschungsthema? Dann schickt sie gerne an clicKIT-Magazin∂sts.kit.edu  und wir versuchen, die richtige Person am KIT zu finden, um sie zu beantworten.

Zur Person:

Professor Christoph Stiller leitet das Institut für Mess- und Regelungstechnik des KIT. Er forscht unter anderem zum autonomen Fahren und entwickelt intelligente Technik, durch die Autos ihre Umgebung wahrnehmen und angemessen auf die jeweilige Straßen- und Verkehrssituation reagieren können.

Christoph Stiller, Maximilian Griff, 12.09.2024