Gute Frage: Wie können wir mit Naturkatastrophen umgehen?
Dürren, Erdrutsche, Starkregen und Überschwemmungen: Der Klimawandel macht Extremwettereignisse und Naturkatastrophen wahrscheinlicher und intensiver. Häufig sind die betroffenen Gebiete unvorbereitet, was zur Zerstörung von Ernten und Wohnraum führen kann und im schlimmsten Fall Menschenleben fordert. Wie das Risiko solch fataler Folgen reduziert werden kann, erforscht Michael Kunz am KIT.
Hinweis der Redaktion: Der Beitrag wurde vor den folgenschweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien verfasst und zur Veröffentlichung eingeplant.
Herr Kunz, wie können wir besser mit zukünftigen Naturkatastrophen umgehen?
Naturkatastrophen führen immer häufiger zu massiven Schäden. Jüngstes Beispiel ist das verheerende Hochwasser im Juli 2021 in Deutschland und angrenzenden Regionen, das fast 200 Todesopfer forderte und Schäden von über 30 Milliarden Euro verursachte. Im Zuge des Klimawandels werden solche Extremereignisse weiter zunehmen – auch bei uns in Deutschland. Extreme lassen sich natürlich nicht verhindern, die damit verbundenen Folgen können aber erheblich verringert werden.
Dazu ist es notwendig, das lokal vorherrschende Risiko der einzelnen Gefahrenarten genau zu kennen, die möglichen Auswirkungen in allen Facetten gut abzuschätzen, Frühwarnsysteme und Vorhersagen sowie die gesamte Warnkette insgesamt zu verbessern. Daran arbeiten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT, beispielsweise im Rahmen der interdisziplinären Forschungseinrichtung CEDIM, dem Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology.
Neben den vor allem naturwissenschaftlich geprägten Fragestellungen hängt das Ausmaß einer Katastrophe aber auch davon ab, wie die Betroffenen im Katastrophenfall reagieren. Neben einer gründlichen Vorbereitung, etwa der Notfallvorsorge mit Lebensmitteln, fehlt es häufig an Wissen über richtiges Verhalten und Handeln im Katastrophenfall. So ist es nicht ratsam, sich bei Sturmgefahr oder schweren Gewittern draußen aufzuhalten oder bei Sturzfluten und Hochwasser den Keller aufsuchen – dieser kann zur tödlichen Falle werden. Risikokompetenz der und des Einzelnen ist ein essenzieller Bestandteil von Resilienz, denn das Erkennen und das Wissen über eine Bedrohungslage mit all ihren Folgen ermöglicht eine rasche und angemessene Reaktion der Bevölkerung. Gerade in diesem Feld ist noch einiges zu tun.
Ihr habt auch eine „Gute Frage“ zu einem Forschungsthema? Dann schickt sie gerne an clicKIT-Magazin∂sts.kit.edu und wir versuchen, die richtige Person am KIT zu finden, um sie zu beantworten.
Zur Person:
Michael Kunz ist forscht am Institut für Meteorologie und Klimaforschung am KIT schwerpunktmäßig zu verschiedenen atmosphärischen Risiken, insbesondere zu Schwergewittern. Außerdem ist er Sprecher des CEDIM des KIT, wo er sich mit der Bewältigung von Naturkatastrophen und Risikoforschung befasst.