Schulstiftung Pädagogium
Die Klasse sitzt an ihren Tischen, während der Lehrer durch die Reihen geht.

Lehr:werkstatt – Der ausführliche Blick in den Schulalltag

Josefa Wengert posiert für ein Portrait. Privat
Lehramtsstudentin Josefa Wengert freut sich, eigene Ideen in die Unterrichtsgestaltung einbringen zu können.
Die Klasse sitzt an ihren Tischen, während der Lehrer durch die Reihen geht. Schulstiftung Pädagogium
Mentor Maximilian Mitzel (im Hintergrund) und Lehr:werkerin Lisa-Marie Volz (rechts) beim gemeinsamen Unterricht in der Klasse.
Ein Lehrer erklärt zwei Schülern eine Aufgabe. Schulstiftung Pädagogium
Zeit für Erklärungen: Auch die Klasse profitiert vom Tandem-Unterricht.

Schon während des Lehramtsstudiums viel Unterrichtspraxis zu erfahren wäre gut? Die über das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) angebotene Lehr:werkstatt macht es möglich: In dem Langzeit-Praktikum arbeiten angehende Lehrerinnen und Lehrer mit einer erfahrenen Fachlehrkraft zusammen und bekommen tiefe Einblicke in den Berufsalltag. Über ein ganzes Schuljahr hinweg.

Josefa Wengert ist begeistert: „Ein super Angebot, man sieht einfach viel mehr vom Schulalltag als im dreiwöchigen Praktikum und nimmt zum Beispiel auch an Konferenzen teil.“ Sie studiert im sechsten Semester Deutsch und Philosophie/Ethik auf Lehramt. Im vorigen Semester hat sie die zum Schuljahr 2022/23 erstmals am KIT angebotene Lehr:werkstatt begonnen. „Die Tandem-Arbeit und der Austausch mit meinem Mentor funktionieren sehr gut. Ich darf auch mal ganz alleine unterrichten, lerne verschiedene Unterrichtsstrategien kennen und nehme Schule aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahr“, sagt sie.

Mehrwöchige Blockphasen in der Schule

Die Lehr:werkstatt für Lehramtsstudierende im Bachelor und Master wird als Orientierungsschulpraktikum anerkannt, ist aber wesentlich umfangreicher als das übliche dreiwöchige Praktikum. Zwei Blockphasen – in der vorlesungsfreien Zeit im September und im Februar – verbringen die Lehr:werkerinnen und -werker jeweils zwei bis vier Wochen am Stück an ihrer Praktikumsschule. In der übrigen Zeit des Schuljahres sind sie neben den Vorlesungen und Seminaren einen Tag pro Woche fünf Stunden an der Schule. „Klar, der Zeitaufwand ist höher, aber es macht viel Spaß, einen realistischen Eindruck von der Berufspraxis zu bekommen“, sagt Lehr:werkerin Lisa-Marie Volz, die im vierten Semester Mathematik und Chemie am KIT studiert.

Eigene Ideen einbringen

Josefa und Lisa-Marie betonen den Vorteil der Eins-zu-eins Betreuung „auf Augenhöhe“ durch ihre jeweiligen Lehr:mentoren Rüdiger Lorth und Maximilian Mitzel an ihrer Praktikumsschule, dem Baden-Badener Pädagogium. Maximilian Mitzel ist Studienrat und zugleich Mitarbeiter am ZLB und begleitet dort das Orientierungspraktikum. „Für uns Lehrkräfte ist es angenehm, die Studierenden ein ganzes Schuljahr lang kontinuierlich begleiten zu können“, sagt Mitzel. „Wir geben nicht nur Input, die Studierenden bringen eigene Ideen und andere Perspektiven ein. Sie geben uns Feedback und neue Impulse, davon profitieren wir“, sagt er und fügt hinzu: „Befragt man die beteiligten Klassen zur Lehr:werkstatt, so steigt die Unterrichtsqualität, wenn statt einer einzelnen Lehrkraft ein Team den Unterricht gemeinsam gestaltet.“ Die Lehr:werkstatt wird ergänzt durch drei Workshops. Diese bieten eine vertiefende Theorie für alle Tandems aus Fachlehrkräften und Studierenden der an mehreren Hochschulen in Baden-Württemberg angebotenen Lehr:werkstatt.

Unterricht mitgestalten

Im März 2023 wurde das von Alexander Woll und Tobias Wunsch geleitete Projekt Lehr:werkstatt vom Stifterverband der Deutschen Wissenschaft zur „Hochschulperle des Monats“ gekürt: als innovatives Beispiel für zukunftsfähige und attraktive Lehrkräftebildung. „Ich kann die Lehr:werkstatt nur allen ans Herz legen. Mir hat es Freude gemacht, eigene Ideen einzubringen, zum Beispiel mit einer Oberstufenklasse eine kurze ‚Bewegte Pause‘ auszuprobieren, die nach anfänglicher Skepsis gut ankam“, erzählt Josefa. Und Lisa-Marie sagt: „Es ist eine wichtige Erfahrung, nach der Vorbesprechung mit dem Mentor selbst vorne an der Tafel zu stehen und nicht nur zuzuschauen, wie es der Profi macht.“

Wie kann ich teilnehmen?
Bewerbungen für das Schuljahr 2023/24 sind jetzt möglich. Ausführliche Infos zur Lehr:werkstatt, Formulare für die Bewerbung und die Teilnahmebedingungen gibt es am ZLB.
Bei Fragen hilft Maike Koch, Betreuerin des Projekts Lehr:werkstatt am ZLB, gerne weiter: maike.koch@kit.edu, Telefon 0721 608-44785.

Text: Anja Frisch
Titelbild: Schulstiftung Pädagogium
Weitere Fotos: privat; Schulstiftung Pädagogium

4.5.2023